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Michael Creß bewältigt den Free Fall Vertical beim St. Moritz Running Festival

Am Samstag, den 9. August 2025, habe ich mir einen lange gehegten Wunsch erfüllt und war beim Free Fall Vertical im Rahmen des St. Moritz Running Festivals am Start. Was aufgrund der Lage der hessischen Sommerferien und unserer damit verbundenen Sommerurlaube bislang nicht möglich war, hat in diesem Jahr endlich geklappt. Meine Familie hat mir den Start zu meinem 50. Geburtstag geschenkt und mich in die Schweiz begleitet. Und pünktlich zum Lauf endete auch der bis dahin durchwachsene Sommer und zeigte sich mit strahlendem Sonnenschein von seiner besten Seite.

Im Rahmen des Wettkampfs galt es, 1.069 Höhenmeter auf einer Strecke von 6,6 Kilometern zu überwinden und dabei die Abfahrtspiste der Skirennfahrer von St. Moritz hinauf zu laufen bis zum „freien Fall“, dem Senkrechtstart der Abfahrtsrennen.

Pünktlich um 10:00 Uhr fiel der Startschuss auf dem Festivalgelände und die ersten Meter führten entlang des Ufers des St. Moritzersees auf asphaltierten Wegen nach St. Moritz Dorf, durch den Dorfkern und über Treppen bis oberhalb des Ortes. Von dort ging es weiter in das Skigebiet Corviglia und kurz hinter dem Büro der örtlichen Skischule quasi senkrecht nach oben in Richtung Ziel. So war die erste Hälfte des Laufes gefühlt „flach“, um dann jedoch über Wiesen und Latschen weglos senkrecht hinaufführend umso steiler und damit anspruchsvoller zu werden.

Ab dem Wiesenhang war mein Blick meistens nach unten gerichtet, da der Untergrund anspruchsvoll zu laufen war, aber wenn man hochschaute, dann reihten sich die Läuferinnen und Läufer wie an einer Perlenkette aneinander und zumindest in meinem Umfeld kam es bis zum Zieleinlauf kaum noch vor, dass einer den anderen überholte.

Nach dem ersten Wiesenhang gab es einen kurzen flacheren Abschnitt mit Bergwegen, die ein normales Lauftempo ermöglichten. Dieser flachere Abschnitt wurde jedoch nach wenigen Metern wieder verlassen und die Laufstrecke führte erneut über Wiesen und in direkter Falllinie in Richtung Munt da San Murezzan. Auf dieser Passage kam erstmals die Lawinenverbauung und die Treppe zum sogenannten „freien Fall“ in Sicht, dem Start der Abfahrtspiste, der das Ziel des Laufes darstellte.

Beim Blick nach oben wurde mir zudem klar, dass ich nicht zum Gipfel des Piz Nair laufen würde, sondern zu einem deutlich weiter östlich gelegenen Gipfel, nämlich dem Piz Nair Pitschen. Das war insofern ungünstig, als dass ich meine Familie mit der Seilbahn nach oben geschickt hatte, um mich im Ziel zu empfangen. Der Piz Nair Pitschen war mit der Seilbahn jedoch gar nicht offiziell erreichbar und Handy hatte ich natürlich auch keines dabei. Egal, es war ohnehin nicht mehr zu ändern und so ging es nach der flacheren Passage im schnellstmöglichen Tempo weiter den Wiesenhang hinauf, wobei an Laufen längst nicht mehr zu denken war. Vielmehr handelte es sich um ein flottes Gehen, mit dem sich die Läuferschar in Richtung Ziel bewegte.

Vom Start in St. Moritz bis zum Schluss hatte ich das gute Gefühl, mich von Anfang an an der richtigen Stelle im Läuferfeld positioniert zu haben. So zeigte mir ein Blick nach hinten auf der „Zielgeraden“, dass mich niemand mehr würde überholen können. In diesem Bewusstsein ging es über die letzte Wiese hinauf, quer durch die Lawinenverbauung und auf die Treppe zum Ziel, wobei der Handlauf der Treppe eine willkommene Gelegenheit war, um sich nach oben zu ziehen.

 

Mit einer Zeit von 1:16:55 konnte ich schließlich als 25. der Herrenwertung und schnellster Deutscher in einem international besetzten und von Schweizer Läufern dominierten Teilnehmerfeld die Ziellinie überqueren. Als jemand, der in den „Niederungen“ von Hessen wohnt und gar keine Möglichkeit hat, vergleichbar steile Läufe zu trainieren, erfüllt mich dieses Ergebnis mit Stolz und ich bin sehr glücklich darüber, dass meine Familie mir ein so schönes Geschenk zu meinem 50. Geburtstag gemacht hat und ich an diesem Lauf teilnehmen konnte.

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